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manintherain manintherain ist männlich
The Complete


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Dabei seit: 05.01.2005
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"Fuck Off RB"

Rockwärts: "Amarok" von Mike Oldfield
Von Bernd Lechler

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Mike Oldfield 2006 bei eine Konzert in Hamburg (Bild: picture alliance / dpa / Jazzarchiv)

"Amarok" von 1990 ist nicht das bekannteste Album von Mike Oldfield, gilt jedoch als sein Meisterwerk. Oldfield stritt damals mit Virgin Records und deren Chef Richard Branson, den Oldfields erstes Album reich gemacht hatte, aber dann nur noch Popsongs wollte. "Amarok" war Oldfields Rache.

Wie das schon losgeht. Schrille Akkorde und wilde Gitarren in ungeraden Taktarten, zu denen man nicht mitwippen kann, ohne vom Sofa zu fallen. "Amarok" hat zwar zugängliche, eingängige, liebliche Seiten, aber man muss schon auf der Hut sein und darf diese sehr dynamische Aufnahme nicht etwa gleich lauter machen, wenn's leise wird, denn Mike Oldfield liebte den Gedanken, dass ein Virgin-Manager das Album auf dem Weg zum Büro aufdreht und ihm die Lautsprecher bald in rauchenden Fetzen aus der Autotür hängen.

Er komponierte das sechzigminütige Werk ohne Unterteilungen und mit ständigen Stimmungswechseln, damit die Plattenfirma auch ja keine Single herauslösen konnte. Und falls Sie das Morsealphabet beherrschen, dann können Sie diese leisblechernen Akkorde bei Minute 48 mitbuchstabieren.

"Fuck Off RB", empfiehlt der Künstler seinem Labelchef Richard Branson. Aber neben so trotzigen Kindereien beflügelten ihn vor allem musikalische Ideen im Überfluss - und nach Jahren voller Sampler und Computer die Rückkehr zum Handgemachten.

Händeklatschen, Füßestampfen, Weckerticken und Zähnebürsten

Die meisten Instrumente spielt der Multitalentierte selbst: eine Armada von Gitarren und Bässen sowie Banjo, Bouzouki, Sitar und Mandoline, außerdem Piano, Cembalo, diverse Orgeln, Glockenspiel, Marimba, Daumenklavier, Dudelsack, oder auch seine berühmten Tubular Bells, die aber in den Liner Notes ganz anonym als "hängende dünne Metallröhren" geführt werden - noch so eine lange Nase Richtung Virgin. Auch dieser kleine Geselle hier taucht ab Minute drei immer wieder mal auf.

Und den Beat liefern allerlei Trommeln und Tamburine sowie Händeklatschen, Füßestampfen, Weckerticken und - äh - Zähnebürsten, aber interessanterweise kein gemeines Schlagzeug: "Amarok" ist mehr Folk und Weltmusik als Rock, voll von keltischen und afrikanischen Elementen - und Oldfieldschen Eigenheiten. Seine hochgepitchte Gitarre, die schiefen Takte, wie gesagt, und Ausbrüche von rasantem Gewusel.

Zwischendurch ein lustiger Boogie, die Idyllen, die man sicher kitschig finden kann, die er aber auch selbst nach Kräften kontert.

Und wie ein klassischer Komponist holt Oldfield möglichst viel Musik aus möglichst wenig Grundstoff. Nur eine Handvoll Themen werden in dieser Stunde ständig variiert; manchmal dürfen sie sich zwei Minuten lang ausmehren, manchmal winken sie nur kurz, wie jemand, der was ganz Wichtiges sagen will und sich dann doch wieder hinsetzt. Der Chor zum Beispiel, der nach einer Dreiviertelstunde das Finale einleiten wird, war uns doch schon in Minute drei viel diffuser begegnet, wird, von Moll nach Dur gewendet, kurz angezupft oder auch richtig pompös. Oder nehmen wir das hier, das mit Klavier eingeführt wird. Kommt eine halbe Stunde später auch mit Glöckchen gut. Da übernimmt den zweiten Teil dann die Flöte und hier wird es in seinen Einzelteilen verdoppelt und beschleunigt.

Natürlich singt auch ein 60-köpfiger Zulu-Chor

Genau: Flamenco kann er auch. Man muss diese ganzen Parallelen nicht erkennen, trotzdem spürt man den großen Zusammenhang. Die verschiedenen Teile sind mal elegant verwoben, mal eher hart aneinandergeklatscht: Klar, sagen manche, deshalb ist er ja auch nur Mike Oldfield und nicht Philip Glass, andererseits hat das auch seinen Reiz, wie überhaupt diese ganze irrwitzige Fülle - mit irischer Blechflöte zu afrikanischen Trommeln, Haushaltsgeräuschen in kunstvoll gesetzten Arrangements und Walzer neben Squaredance, es wird fragil und bombastisch, lyrisch und lustig, und natürlich singt auch ein 60-köpfiger Zulu-Chor, was denken Sie denn, übrigens einen von Oldfield selbst verfassten Text, der ins Deutsche übersetzt - ach, egal.

Hatten wir Margaret Thatcher schon erwähnt?

"Hello everyone."

Damals noch im Amt, taucht sie in Gestalt der Parodistin Janet Brown kurz vor Schluss auf, redet pseudobedeutendes Politikerzeugs, bis sie vom Chor übertönt wird und in den Abgrund tanzt - ein netter Gag, der sich halt leider rasch abnutzt.

War "Amarok" nun ein "wichtiges" Album in dem Sinne, dass es andere beeinflusst hätte? Nein. Allein schon, weil es sich schlecht verkauft hat. Und Oldield ist ohnehin ein Fall für sich. Schon als er mit 19 sein gepriesenes Debüt "Tubular Bells" aufnahm, hatte er eine so eigene Stimme gefunden, dass niemand auch nur auf die Idee kam, ihn imitieren zu wollen. In den 80ern produzierte er zunehmend belanglose Popsongs, in den 90ern versumpfte er in New-Age-Mystik und Ibiza-Chillout. "Amarok" war sein letzter, höchster, zorngetriebener, euphorischer Luftsprung.

Quelle: "Fuck Off RB" - Rockwärts "Amarok" von Mike Oldfield | Corso | Deutschlandfunk

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Dieser Beitrag wurde 3 mal editiert, zum letzten Mal von manintherain: 29.06.2013 19:59.

29.06.2013 19:58 manintherain ist offline E-Mail an manintherain senden Beiträge von manintherain suchen Nehmen Sie manintherain in Ihre Freundesliste auf
thomas w thomas w ist männlich
Crises


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Dabei seit: 10.12.2006
Beiträge: 1.435

RE: Rockwärks auf Deutschlandfunk Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Danke, hört sich auch gut an: hier Daumen hoch

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(Paul Millns)
29.06.2013 20:21 thomas w ist offline Beiträge von thomas w suchen Nehmen Sie thomas w in Ihre Freundesliste auf
anorak
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Sehr schön, klasse beschrieben Daumen hoch .
29.06.2013 21:19 anorak ist offline Beiträge von anorak suchen Nehmen Sie anorak in Ihre Freundesliste auf
Michahst Michahst ist männlich
Crises


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Dabei seit: 12.11.2006
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Ups, ich sehe das Bild nicht.
hier --->

Dateianhang:
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\m/ - Die Gruft muß noch warten.
29.06.2013 22:06 Michahst ist offline E-Mail an Michahst senden Homepage von Michahst Beiträge von Michahst suchen Nehmen Sie Michahst in Ihre Freundesliste auf
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RE: Rockwärks auf Deutschlandfunk Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zitat:
Original von manintherain
"Amarok" war sein letzter, höchster, zorngetriebener, euphorischer Luftsprung.


Das ist sauschön gesagt. Danke dafür!
29.06.2013 22:49 Tina ist offline Beiträge von Tina suchen Nehmen Sie Tina in Ihre Freundesliste auf
blinky blinky ist männlich
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Dabei seit: 20.03.2009
Beiträge: 1.166

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Ja! Amarok gehört aus mancherlei Gründen nicht zu meinen Lieblingsalben von Mike. Aber es ist für mich die letzte Quintessenz seines Schaffens mit der er wohl seine letzten musikalischen Ideen seiner kreativsten Zeit in finale Form gegossen hat. Augenzwinkern

Danke für den schönen Text @manintherain

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What’s got three bottles, five eyes, no legs and two wheels?

Dieser Beitrag wurde 1 mal editiert, zum letzten Mal von blinky: 30.06.2013 21:38.

30.06.2013 21:36 blinky ist offline Beiträge von blinky suchen Nehmen Sie blinky in Ihre Freundesliste auf
Oldfield Oldfield ist männlich
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Dabei seit: 05.06.2007
Beiträge: 2.897

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also ich hab mir ja erst nur den text durchgelesen, nich schlecht. aber ihr müsst euch den beitrag unbedingt anHÖREN, denn der is wirklich toll gemacht!
danke für den hinweis!



MfG Tim

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Herr Präsident, wir kenn' nur eine Sprache und diese Sprache, die heißt Musik! (Falco in ''The Sound of Musik'')
01.07.2013 12:31 Oldfield ist offline E-Mail an Oldfield senden Beiträge von Oldfield suchen Nehmen Sie Oldfield in Ihre Freundesliste auf
Dr. Lothar Jahn Dr. Lothar Jahn ist männlich
Crises


Dabei seit: 10.04.2008
Beiträge: 1.030

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Gerade erst entdeckt. Sehr schön gemacht. Der DLF ist ohnehin bei mir fast immer eingestellt.

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13.10.2017 12:21 Dr. Lothar Jahn ist offline E-Mail an Dr. Lothar Jahn senden Homepage von Dr. Lothar Jahn Beiträge von Dr. Lothar Jahn suchen Nehmen Sie Dr. Lothar Jahn in Ihre Freundesliste auf
anorak
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Dabei seit: 09.02.2002
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RE: Rockwärks auf Deutschlandfunk Auf diesen Beitrag antworten Zitatantwort auf diesen Beitrag erstellen Diesen Beitrag editieren/löschen Diesen Beitrag einem Moderator melden       Zum Anfang der Seite springen

Zitat:
Original von thomas w
Danke, hört sich auch gut an: hier Daumen hoch

Funktioniert noch, anhören lohnt fröhlich .
13.10.2017 13:04 anorak ist offline Beiträge von anorak suchen Nehmen Sie anorak in Ihre Freundesliste auf
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